Seit Mai 2001 wird jährlich der Kommentar-Preis für die beste transatlantische Berichterstattung in Kommentarform vergeben. Der durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an Journalist:innen, die in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im vergangenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlich haben, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert.
Im Jahr 2005 wurde der Kommentar-Preis, zu Ehren des verstorbenen Diplomaten und Schriftstellers George F. Kennan, in den George F. Kennan-Preis umbenannt.
Der Jury der Preise gehören die Journalist:innen und Kurator:innen bzw. früheren Preisträger:innen Barbara Junge (tageszeitung), Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Michael Bröcker (Media Pioneer), Prof. Manuel Hartung (ZEIT-Stiftung), Elisabeth Niejahr (Hertie-Stiftung) sowie Frank-Dieter Freiling (ZDF) an.
Bisherige Preisträger sind:
Mit dem George F. Kennan-Award wird 2022 ausgezeichnet der Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Christian Zaschke, für seinen Kommentar „Es ist ein Wunder“, erschienen in der SZ am 21. November 2022.
Mit dem George F. Kennan-Award 2021 wird ausgezeichnet der langjährige Feuilleton Chef der Süddeutschen Zeitung, Andrian Kreye, für seinen Kommentar "America the Beautiful", veröffentlicht am 23. Januar 2021 in der SZ.
Kreye schreibt über niemanden anderes als sich selbst, wenn er feststellt: "Die Liebe zu Amerika hat je nach Lebensalter schon einiges aushalten müssen." Tatsächlich haben diese USA allen Freunden und Nahestehenden eine emotionale Achterbahnfahrt zugemutet in den letzten Jahren. Aber war es jemals anders? Kreye ist im Herzen Feuilletonist, aber er hat den Kulturbegriff auf die Gesellschaft in ihrer vollkommenen Breite ausgedehnt. Wenn seine Liebe zu Amerika eine "Liebe der Kultur" ist, wie er schreibt, dann fühlt man mit ihm die prägende Kraft der Präsidialdemokratie, die Wucht Bob Dylans oder der Gangsta Rapper, die Faszination für Raumfahrer und Internetpioniere, für Forscher und alle anderen Zukunftsträumer. Amerika als ganz schöne Zumutung – immer wieder.
Mit dem George F. Kennan-Award wird dieses Jahr der Washingtoner Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Majid Sattar für seinen Kommentar "Trumps langes Ende", erschienen am 25. November 2020, ausgezeichnet. Sattar beobachtet in diesem Beitrag, wie schon seit Jahren, mit ruhigem Blick ein unruhiges Land. Seine sachlichen und stets unideologischen Analysen und Kommentare stehen im beruhigenden Kontrast zum schrillen Polit-Alltag unter damals noch Präsident Trump. Er nimmt der Aufgeregtheit die Hysterie und vermittelt in fast schon historisierendem Ton, was von dem Schauspiel übrig bleibt.
Mit dem George F. Kennan Award wird dieses Jahr ausgezeichnet der Historiker und Chefkorrespondent der Welt-Gruppe, Professor Michael Stürmer, für seinen Leitartikel in der Welt vom 13. September 2019 "Nach Bolton ist vor Bolton".
Mit dem George F. Kennan-Award wird 2018 die Westküsten-Korrespondentin der Neuen Züricher Zeitung Marie-Astrid Langer für ihren Kommentar „Lady Liberty Leidet“ ausgezeichnet, veröffentlicht am 20. Januar 2018.
Beim Amtsantritt von Donald Trump hat das weltoffene Amerika stets auf die Stärke der US-amerikanischen Institutionen verwiesen. Diese würden den anti-demokratischen Präsidenten mit der bloßen Kraft der realpolitischen Realitäten bändigen, „checks and balances“ eben. Die Enttäuschung folgte schnell. Trump schleift in unermüdlicher Handarbeit die Institutionen, nicht diese ihn. Langer hat in dieser Situation eine Gegenthese entwickelt. Die checks and balances der USA griffen, schreibt sie. Die Wirtschaft zum einen floriere und halte damit dem Wahnwitz Donald Trumps statt. Die Zivilgesellschaft andererseits sei aus einem Dornröschenschlaf erwacht, in den sie mit der Wahl Obamas gefallen sei, und engagiere sich intensiv. Langer formuliert damit eine ganz andere, eine nicht etatistische Interpretation von checks and balances.
Mit dem George F. Kennan-Award wird dieses Jahr der 1971 geborene USA-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Washington, Hubert Wetzel, für seinen Kommentar „Die neue Pest“, erschienen am 4. August 2017 in der Süddeutschen Zeitung, ausgezeichnet. Wetzel hat sich schon früh in Reportagen und Analysen mit der grassierenden Heroin-Epidemie in den USA auseinandergesetzt. Seine ausgezeichnete Kommentierung leuchtet eindrücklich ein soziales Problem aus, das viel über den Zustand der amerikanischen Gesellschaft, aber auch das politische Klima im Land aussagt. Nicht zuletzt ist es das Gefühl von Ausgrenzung und Vernachlässigung, das große Wählergruppen aus gesellschaftlich schwachen Schichten für Donald Trump stimmen ließ.
Mit dem George F. Kennan-Award wird dieses Jahr der langjährige USA-Korrespondent der Welt, Ansgar Graw, für seinen Kommentar „Warum sah ich seinen Sieg nicht kommen?“, erschienen am 12. November 2016 in der Welt, ausgezeichnet.
Ansgar Graw beschreibt in seinem ausgezeichneten Text den Umgang mit der Tatsache, dass auch er Donald Trumps Wahlsieg nicht vorausgesehen, ja mehr noch: ihn für unmöglich gehalten hat. Im Dialog mit seinem Klempner, der ihn dafür kritisiert, gelingt es Graw meisterhaft, die Argumente für seine einstige Meinungsbildung zu erläutern und diese Meinung gleichzeitig einzuordnen und neu zu bewerten. Er tritt seinem Gesprächspartner und seinen Leserinnen und Lesern dabei weder mit der Rhetorik einer beleidigten Leberwurst noch als Besserwisser gegenüber. Damit wird Graws Kommentar zum "Ich habe verstanden" einer ganzen Branche, die durch diese Selbstbespiegelung nicht schlechter sondern besser wird. In einer Zeit, in der sich Journalismus vielerorts harscher Kritik ausgesetzt sieht - auch der, sich für unfehlbar zu halten -, ist das mutig und wichtig zugleich: Der Selbstzweifel als Befreiungsschlag!
Der jährlich durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an einen Journalisten, der in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im abgelaufenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlich hat, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert.
Mit dem George F. Kennan-Award wird dieses Jahr der langjährige Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Nicolas Richter für seinen Kommentar "Trumps Ernte", erschienen am 10. September 2015 in der SZ, ausgezeichnet. In diesem Kommentar warnt Richter zu einem sehr frühen Zeitpunkt eindringlich vor der populistischen Wucht und Überzeugungskraft Donald Trumps. Er analysiert in dem Stück den Grad der Zerstörung der Republikanischen Partei und erklärt, warum ein Typ wie Trump zum Ventil für den Zorn so vieler Amerikaner werden konnte. Trump, ein im Kern unpolitischer Geschäftsmann, wandelte den Nihilismus dieser Klientel in Kapital für seine Präsidentschaftskampagne um. Der Aufstand der Wutbürger hatte begonnen. Richter setzt mit diesem Leitartikel den Ton für viele Analysen zu diesem überraschenden und beherrschenden politischen Phänomen in den USA. Klar in der Sprache und punktgenau in der Gedankenführung ordnet Richter die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in den USA ein - wie in so vielen Stücken, die er in seiner in diesem Sommer endenden Zeit als Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Washington geschrieben hat.
Der jährlich durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an einen Journalisten, der in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im abgelaufenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlich hat, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert.
Mit dem George F. Kennan-Award wird dieses Jahr der langjährige Korrespondent und Reporter der Welt-Gruppe, Uwe Schmitt ausgezeichnet. In seinem essayistischen und zugleich kommentierenden Beitrag „Der Fremde“, erschienen am 21. September 2014 in der Welt am Sonntag, erzählt er auf anrührende Weise von der Wiederannäherung eines Deutschen an sein Heimatland nach anderthalb Jahrzehnten im Ausland. Mit seinen Beobachtungen, was ihm an Deutschland fremd vorkommt, kommentiert Schmitt unter der Hand die Kultur und den Alltag seines langjährigen Gastlandes USA gleich mit und weckt so Verständnis für Unterschiede. „Pardon, ich kann nicht mehr deutsch sein. Habe es verlernt“, setzt er eingangs den Ton und landet schliesslich bei einer, wenn auch noch schüchternen, Liebeserklärung an Berlin und Deutschland.
Der Jury der Preise gehören die Journalisten und Kuratoren bzw. früheren Preisträger Sabine Christiansen, Dr. Christoph von Marschall (Tagesspiegel), Claus Strunz (Axel Springer), Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Michael Bröcker (Rheinische Post) sowie Frank-Dieter Freiling (ZDF) an.
Der jährlich durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an einen Journalisten, der in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im abgelaufenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlicht hat, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert.
Mit dem George W. Kennan-Award wird dieses Jahr der Publizist Eric T. Hansen ausgezeichnet, der als gebürtiger Amerikaner seit 25 Jahren in Deutschland lebt und schreibt. In seinem am 7. Oktober 2013 in der Neuen Zürcher Zeitung erschienenen Beitrag "Wider die transatlantische Amnesie" beschreibt Hansen eindrucksvoll, wie Europa die eigene Schwäche in der Weltpolitik durch Schadenfreude über den Machtverlust Washingtons überspielt. Für Hansen verpasst Europa damit eine einmalige Chance: Statt international mit einer Stimme zu sprechen und in globalen Krisen eigene moralische Maßstäbe anzusetzen, verliert sich die Debatte in Mäkelei am Partner USA, der ein Jahrhundert lang auf dem eigenen Kontinent zur Krisenbewältigung benötigt wurde. "Europa hat vermutlich nur etwa zehn Jahre Zeit, vielleicht weniger, um die momentane Schwäche Amerikas auszunutzen", so Hansen.
Der Jury der Preise gehören die Journalisten und Kuratoren bzw. früheren Preisträger Sabine Christiansen, Dr. Christoph von Marschall (Tagesspiegel), Claus Strunz (Axel Springer), Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Gordon Repinski (Der Spiegel) sowie Dr. Frank-Dieter Freiling (ZDF) an.
Der jährlich durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an einen Journalisten, der in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im abgelaufenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlich hat, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert.
Die Jury vergibt den Kennan-Kommentar-Preis 2012 an Martin Klingst, Leiter des Washingtoner Büros der Wochenzeitung „Die Zeit“ für seinen Kommentar „Das Ende des weissen Mannes“, erschienen am 15. November 2012. Ihm gelang in herausragender Weise, die tieferen Gründe der republikanischen Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen 2012 nachvollziehbar zu machen. Dabei nahm er sich Colorado vor, einen der Swing States im Herzen der USA, früher von Republikanern dominiert und neuerdings zu den Demokraten tendierend. Er erklärt den gesellschaftlichen Wandel, der zu dieser Neuausrichtung führte und bettet Colorado in die Gesamtlage der Nation ein. Mit ansprechenden journalistischen Mitteln, in gefälliger Sprache, nüchtern und klug analysiert Klingst, welchen Lehren die Republikaner ziehen müssen, wenn sie in Zukunft bei nationalen Wahlen wieder mehr Erfolg haben wollen.
Der Jury des Preises gehören die Journalisten und früheren Preisträger Sabine Christiansen, Dr. Christoph von Marschall (Tagesspiegel), Claus Strunz (Axel Springer), Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Gordon Repinski (Der Spiegel) sowie Dr. Frank-Dieter Freiling (ZDF) an.
Der jährlich durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an einen Journalisten, der in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im abgelaufenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlich hat, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert.
Die Jury vergibt den Kennan-Kommentar-Preis 2011 an den emeritierten Professor für englische Literatur und Landeskunde an der FU Berlin, Hans-Dieter Gelfert, für seinen Kommentar „Die widersprüchlichen USA – Zwischen Religion und Aufklärung, zwischen Tea Party und Occupy Wall Street: Warum die Amerikaner so sind, wie sie sind“, erschienen am 6. November 2011. Keine Frage: Es ist sein Spezialgebiet. Und, ja: Er hat sich publizistisch nicht zum ersten Mal mit dem Thema befasst. Aber Journalismus hat eben auch viel mit dem Moment zu tun, in dem etwas erscheint. Am Erscheinungstag des preisgekrönten Artikels hat der Autor seinem Publikum etwas Neues mitgeteilt – und gleichzeitig die zweite Ebene erreicht: die des Verständnisses. Wenn es stimmen sollte, dass wir in Gefahr sind "overnewsed but underinformed" zu sein, ist Gelferts Analyse ein schöner Beweis des Gegenteils. Wissens-Bruchstücke über die Mentalität der Amerikaner setzt der Autor zu einer Erkenntnis zusammen, die seinen Leserinnen und Lesern die Augen dafür öffnet, warum Amerikaner in aktuellen Fragen so agieren wie sie agieren. So schafft er es, die Brücke zwischen Halb-Wissen und Wissen zu bauen – ein wirkungsmächtiger, schöpferischer Akt. Mehr noch: Es gelingt ihm damit nicht weniger als ein lautes Plädoyer für die Wichtigkeit des Journalismus im so twitterigen digitalen Zeitalter.
Der Jury des Kommentar-Preises 2011 gehörten die Journalisten Sabine Christiansen, Dr. Christoph von Marschall (Tagesspiegel), Claus Strunz (Axel Springer), Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung) und Dr. Dominik Wichmann (Stern) sowie Dr. Frank-Dieter Freiling (ZDF) und Petra Stoeckl (Auswärtiges Amt) an.
Der jährlich durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an einen Journalisten, der in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im abgelaufenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlich hat, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert.
Die Jury vergibt den Kennan-Kommentar-Preis 2010 an den USA-Korrespondenten der Süddeutschen Zeitung, Christian Wernicke, für seine Analyse der US-Kongresswahl vom 2. November 2010, erschienen unter dem Titel „Der blutleere Präsident“ als Leitartikel in der Süddeutschen Zeitung zwei Tage später. In Wernickes Deutung des Wahlergebnisses kommt die Erfahrung eines Journalisten zum Tragen, der seit mehr als fünf Jahren die amerikanische Politik und ihre Wahrnehmung in Deutschland von Washington aus beobachtet und so zwangsläufig die Rolle eines Übersetzers zwischen unterschiedlichen Kulturen angenommen hat. Er nimmt in seinem Kommentar das Unverständnis in Deutschland auf, warum Barack Obama, der in Europa bei vielen Heldenstatus genießt, daheim eine so schwere Niederlage erleiden muss. Teils freundlich-erklärend, teils ironisch widerlegt er gängige deutsche Klischees für den Verfall der Zustimmung zu Präsident Obama in den USA. Er setzt ihnen eine Analyse entgegen, die auf großem Einfühlungsvermögen in die amerikanische Seelenlage nach der Finanzkrise beruht. Der Präsident habe den Rückhalt in Amerikas Mitte verloren. Millionen Bürger empfinden seine „staatstragende Agenda als kühn, ja als revolutionär. Was Obama als Modernisierung verordnet, erleben viele als Systembruch. Und als unamerikanisch.“ Wernicke kontrastiert die Obama-Ernüchterung der Amerikaner mit dem hohen Rückhalt, den seine Rückhalt weiterhin in Deutschland genießt. In klarer und zugleich unterhaltsamer Sprache leistet Wernicke einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der politischen Dynamik Amerikas unter Deutschen. Und hat am Ende noch Trost für die unbeugsamen Obama-Fans unter seinen Lesern parat: Falls Obama aus dem Wahlschaden klug wird, kann er 2012 wieder als Held dastehen – sowohl bei Europäern als auch bei Amerikanern.
Stefan Tomik erhält eine lobenden Erwähnung für seinen Leitartikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu Wikileaks, dem journalistischen Metathema des vergangenen Jahres. Der Jury gefällt der frische und exzellent verfasste Kommentar über die Frage, ob das Tun der Gruppe um Julian Assange falsch oder richtig war. Stefan Tomik nimmt dabei eine ungewöhnliche, journalismuskritische Position ein. Für die einen in der Jury ein mutiger Text, für andere ein intellektuell waghalsiges Vorgehen. Der Beitrag von Stefan Tomik war gewiss nicht unumstritten. Gleichwohl war sich die Jury einig darin, den Leitartikel mit einer lobenden Erwähnung jene Ehre zukommen lassen, die ihm nach Meinung aller gebührt.
Der Jury beider Preise gehören die Journalisten Sabine Christiansen, Dr. Christoph von Marschall (Tagesspiegel), Claus Strunz (Hamburger Abendblatt), und Dr. Dominik Wichmann (Süddeutsche Zeitung) sowie Dr. Frank-Dieter Freiling (ZDF) und Petra Stoeckl (Auswärtiges Amt) an.
Der jährlich durch das Kuratorium der Internationalen Journalisten-Programme vergebene Preis geht an einen Journalisten, der in inhaltlich bemerkenswerter und herausragender Weise im abgelaufenen Kalenderjahr in einer deutschen Publikation einen Kommentar veröffentlich hat, der sich mit Fragen der Vereinigten Staaten oder des transatlantischen Verhältnisses beschäftigt. Der Preis ist mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert.
Die Jury vergibt den Kennan-Kommentar-Preis 2009 an den langjährigen Berlin-Korrespondenten der New York Times und Kolumnisten der International Herald Tribune in Paris, Roger Cohen, für seine Analyse „German Angst“, erschienen im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 20. März 2009. In seinem Beitrag widmet sich der Autor auf überzeugende und überraschende Weise dem transatlantischen Verhältnis, indem er die Veränderungen der Beziehung beider Länder an der Veränderung des anglo-amerikanisch geprägten Begriffs der „German Angst“ spiegelt. Cohen beschreibt den Wandel der deutschen Mentalität zudem in einer für Kommentare nicht immer selbstverständlichen klaren und zugleich unterhaltsamen Sprache. Cohen hatte den Kennan-Kommentar-Preis bereits einmal im Jahr 2000 erhalten.
Der Jury beider Preise gehören die Journalisten Sabine Christiansen, Dr. Christoph von Marschall (Tagesspiegel), Claus Strunz (Hamburger Abendblatt), Florian Illies (Die Zeit/Monopol) und Dr. Dominik Wichmann (Süddeutsche Zeitung) sowie Dr. Frank-Dieter Freiling (ZDF) und Petra Stoeckl (Auswärtiges Amt) an.
Download:
Roger Cohen: German Angst, Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 12/2009 (.pdf, 2,0 MB)
Die Jury vergibt den Kennan-Kommentar-Preis 2008 an den Berliner Korrespondenten der FAZ, Niklas Maak, für seinen am 20. April 2008 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienen Beitrag „Die Botschaft der Botschaft“. Dieser Text ist in seiner Kommentarform sehr ungewöhnlich und deshalb in diesem an Kommentaren zu den US-Präsidenten Bush und Obama überreich bestückten Jahr besonders preiswürdig, weil es ihm gelingt, die weltpolitische Stellung Amerikas und die Identitätsprobleme der USA mit einer klassischen Architekturkritik zu beschreiben.
Lobend erwähnen möchte die Jury den SZ-Korrespondenten Nikolaus Piper mit seinem Kommentar „Wendejahr 2008“, erschienen in der Süddeutschen Zeitung am 31. Dezember 2008. Trotz aller Zeitgenossenschaft nimmt Piper eine beeindruckende Distanz ein und beschreibt mit großer Weitsicht, was 2008 geschah. Er begreift Wirtschaftspolitik dabei als Weltpolitik.
Die Jury vergibt den Kommentar-Preis 2007 an den US-Journalisten Jacob Heilbrunn, White House-Korrespondent der Zeitschrift National Interest und 1994 Burns Fellow, für seinen Beitrag "Ami, go home", veröffentlicht am 7. Dezember im Magazin der Süddeutschen Zeitung. Die Begründung der Jury lautet: "Heilbrunn ist ein sehr differenzierter Kommentar gelungen, der den US-Wahlkampf genau analysiert, die wesentlichen Besonderheiten des Wettstreits gut herausarbeitet und teils überraschende Einblicke gewährt. Der Autor beschreibt, wie der US-Präsident durch sein glückloses Agieren eine zeitweise fast diskreditierte politische Strömung, den amerikanischen Liberalismus, wieder neu befeuert hat. Heilbrunn macht diese Feststellung an einem Vergleich zwischen dem Demokraten Al Gore und dem Republikaner George W. Bush fest: Während Bush in seinen zwei Amtszeiten Stück für Stück an Ansehen verlor, stieg das Ansehen des einstigen Wahlverlierers Al Gore stetig. Durch solche Beispiele gelingt es Heilbrunn, den Text trotz der Tiefe der Analyse stets überraschend und lebendig zu halten. Er leistet damit, was ein sehr guter Kommentar leisten muss: eine neue Perspektive auf das Thema zu entwerfen. Hinzu kommt Heilbrunns offene, klare Sprache, die sich wohltuend vom häufig einheitlichen Jargon vieler Kommentare absetzt."
Ausdrücklich erwähnt werden muss laut Meinung auch der Jury Illustrator Christoph Niemann, dessen markante Zeichnungen als Jahresvignetten der Ära Bush einen weiteren, wesentlichen und durchaus überraschenden Reiz der Präsentation dieses Kommentars ausmachen.
Download:
"Ami go Home" (.pdf) aus dem Süddeutsche Zeitung Magazin vom 7. Dezember 2007.
Die Jury erkennt der Kommentar-Preis für 2006 Dr. Josef Joffe, Mit-Herausgeber der Zeit, für seinen Kommentar „Nach dem Fiasko“, erschienen in der Zeit am 9. März 2006, zu. Die Begründung lautet: „In diesem Beitrag beeindruckt Joffes ausgreifende Analyse der ungewollten Machtverschiebung im Mittleren Osten durch den Irak-Krieg. Iran ist der Gewinner des amerikanischen Fiaskos. Der Kommentar besticht durch eine klare und anschauliche Sprache. Joffe gelingt es zudem, in sein Hauptthema, die amerikanische Irakpolitik und deren unbeabsichtigten Nutzen für den Iran, auch weitere Handlungsstränge zu verweben. Hier sind das Verhalten der Bundesregierung und die Atompolitik gegenüber Indien zu nennen, die den nuklearen Nichtverbreitungspakt unterläuft. So wird aus einer Analyse der Folgen des Irak-Krieges für die Machtbalance im Mittleren Osten ein Lehrstück weltpolitischer Zusammenhänge und Wechselwirkungen.“
Die Jury erkennt der Kommentar-Preis für 2005 Andreas Geldner, Redakteur der Stuttgarter Zeitung, für seinen am 14. Mai 2005 erschienen Beitrag „Wir befinden uns in Preußisch-USA – Deutschlands missverstandene Amerikanisierung“ zu.
Die Begründung lautet: In seinem Beitrag hinterfragt Geldner die in jüngster Zeit immer häufiger vorgetragenen Forderungen deutscher Unternehmer und Politiker nach einer stärkeren Amerikanisierung des Wirtschaftlebens und legt die Oberflächlichkeit dieser Appelle offen. Denn es sei eine „Amerikanisierung à la carte“, die da gefordert werde, ein „Preußisch-Amerika“. Die tatsächlichen Eigenschaften der Amerikaner, so der Autor, die Neugierde, das Interesse, Neues zu probieren und zu akzeptieren, dass man dabei auch scheitern könne, würden gerade die Wortführer der Amerikanisierung oft nicht erfüllen. Mit seinem Beitrag bringt Geldner in präziser Sprache einen neuen, unerwarteten Gedanken in eine festgefahren wirkende Debatte ein.
Lobend erwähnen möchte die Jury zudem Thomas Spang, USA-Korrespondent für verschiedene Regionalzeitungen für seine vierteilige Serie „Grenzen der Macht“, erschienen in der Saarbrücker Zeitung . Hier fand die Jury bemerkenswert, dass eine solche Serie in dieser Ausführlichkeit in einer Regionalzeitung möglich ist und dass Ansatz sowie Zeitpunkt der Serie gut gewählt sind.
Der Kommentarpreis 2004 geht an Matthias Rüb für seinen Leitartikel "Kulturkampf in Amerika", der am 4. November 2004 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien. In dem Kommentar gelingt es dem Washingtoner Korrespondent der Zeitung eindrucksvoll, in der kulturellen Spaltung der Vereinigten Staaten die Ursachen für einen neuerlichen Wahlsiegs George W. Bushs festzumachen. Gleichzeitig erörtert Matthias Rüb überzeugend, dass jedoch gerade diese gesellschaftliche Heterogenität der USA nicht neu ist und daher ein europäischer Alarmismus die politischen Traditionen der Vereinigten Staaten verkennen würde. Der Kommentar ist glänzend geschrieben und über den Tag hinaus von Bedeutung.
Ausdrücklich möchte die Jury den Autor Nils Minkmar lobend erwähnen. Minkmar vermochte es in mehreren Beiträgen für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, die kulturellen Voraussetzungen politischen Handelns in den USA anschaulich darzustellen und präzise zu erläutern. Spielend schafft es Nils Minkmar, Zusammenhänge zwischen der Popkultur und dem Entstehen einer neuen Linken in den USA herzustellen. Und auch den oft abstrakten Begriff des Antiamerikanismus versteht der Autor zu erklären. Der Jury hat besonders gut gefallen, dass Nils Minkmar jegliche Floskeln der politischen Kommentierung vermeidet und das journalistische Genre des Leitartikels gekonnt modernisiert.